Kursziele von Analysten: Scharlatane oder hilfreich?

Veröffentlichungsdatum: 28.06.2024

Investmenthäuser suggerieren oftmals, sie wüssten, wohin der Kurs einer Aktie gehen wird. Und tatsächlich bewegen die Kursziele von Analysten oftmals einen Aktienkurs in die eine oder andere Richtung.

Viele Kleinanleger legen großen Wert auf die Meinung von Analysten. In diesem Artikel erfährst du, warum Analysten mit ihren ausgerufenen Kurszielen oftmals eigene Interessen verfolgen und warum das stumpfe Folgen der Analystenmeinung für dich gefährlich werden kann. Außerdem lernst du, wie du trotzdem Vorteile aus Analystenmeinungen ziehen kannst.

Was sind überhaupt Kursziele?

„JP Morgen stuft die Aktie XYZ auf „kaufen“ und erhöht das Kursziel von 150 $ auf 220 $.“ Solche Meldungen lesen wir beinahe täglich über verschiedenste Aktien. Kleinanleger denken dann oftmals, jetzt muss man die Aktie ja kaufen, denn wer kennt sich besser als JP Morgen (oder ein anderes Research-Haus) aus, ob eine Aktie nun kaufenswert ist und steigen wird oder nicht?

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Mit der Veröffentlichung von Kurszielen versuchen die meisten Analysten den voraussichtlichen Kurs in 12 Monaten zu prognostizieren. So zumindest die offizielle Version…

Analysten sind keine Hellseher

Wer mal genau aufpasst, erkennt, dass die allermeisten Kursziele den Aktienkursen hinterherlaufen. Sobald der Kurs einer Aktie deutlich steigt, werden nach und nach die Kursziele der Analysten ebenfalls angehoben.

Oder die Analysten warten die Quartalszahlen ab: Wenn das entsprechende Unternehmen die Erwartungen (Gewinn und Umsatz) deutlich schlägt, und/oder seine zukünftigen Prognosen anhebt, folgen die Analysten oftmals mit eigenen Anhebungen des Kursziels. Das ist dann natürlich keine große Kunst mehr, und hätte auch genauso von jedem Kleinanleger prognostiziert werden können.

Kurz gesagt: Nicht die Kursziele machen die Kurse, sondern die Kurse machen die Kursziele. Die meisten Analysten schwimmen mit dem Strom, und passen sich lediglich der allgemeinen Marktmeinung an, welche sich im steigenden oder fallenden Aktienkurs widerspiegelt.

Die Gefahr von Kurszielen

Insiderberichten zufolge verlangen Investmenthäuser von deren Analysten teilweise sogar, dass diese sich zu bestimmten Aktien positiv äußern müssen. Insbesondere dann, wenn das Investmenthaus in der entsprechenden Aktie stark investiert ist, oder wenn eine Aktie verkauft werden soll. (Quelle: Maximilian Gamperling – https://www.youtube.com/watch?v=yQB0HU3UlKA)

Wenn ein Kleinanleger eine Aktie verkauft, hat das in der Regel keinen Einfluss auf den Aktienkurs. Bei den großen Investmenthäusern ist das jedoch anders: Da diese bei einem Verkauf eine enorme Summe an Aktienanteilen verkaufen, kann der Kurs dadurch deutlich fallen, und das Investmenthaus muss viele Aktien während eines sinkenden Kurses abstoßen. Damit das nicht passiert, ist es gängige Praxis, kurz vor dem Verkauf eine Kaufempfehlung zur Aktie zu veröffentlichen. Durch die neuen Käufer (in der Regel Kleinanleger) ist die Liquidität der Aktie hoch, und es lassen sich große Aktienpakete abstoßen, ohne dass der Kurs währenddessen fällt.

Kleinanleger, die der Analystenmeinung gefolgt sind, schauen anschließend in die Röhre. Denn oftmals sind die steigenden Kurse nach einer Hochstufung eines Analysten nur von kurzer Natur. Nicht selten fällt der Aktienkurs aus dem oben genannten Grund kurze Zeit später sogar unter den ursprünglichen Aktienkurs bei Veröffentlichung der Kursanhebung.

Außerdem konnten auch Studien bereits belegen, wie enorm daneben die Kursziele der Analysten legen. Die Gewinnschätzung – eine der wichtigsten Schätzungen überhaupt – werden von Analysten um durchschnittlich 30 % verfehlt. Das belegt noch einmal, dass Analystenmeinungen mit äußerster Vorsicht zu genießen sind. (Quelle: https://www.wiwo.de/finanzen/boerse/aktienempfehlungen-die-prognosemaerchen-der-analysten/9494668.html)

So kannst du profitieren

Obwohl du jetzt weißt, dass Analysten oftmals eigene Interessen vertreten, und deren ausgerufene Kursziele völlig falsch sein können, kannst du trotzdem von deren Meinung profitieren.

Du kannst beispielsweise zu denen Aktien, die zu selbst in deinem Depot hältst oder kaufen möchtest, gezielt nach negativen Analystenkommentaren suchen. Recherchiere, warum der Analyst die zukünftige Entwicklung des Unternehmens negativ prognostiziert, und ob seine Aussagen sinnhaft sind. Eventuell findest du ein Argument gegen das Unternehmen, dass du bislang übersehen hast.

Andersherum kannst du dir aber auch die positiven Analystenmeinungen zunutze machen: Auf Stockcircle.com kannst du beispielsweise die Jahresperformance von vielen Analysten und Investmentpersönlichkeiten wie Warren Buffett, Michael Burry oder Bill Gates nachverfolgen – und deren größten Beteiligungen ansehen.

Viele der Analysten geben nicht nur Kursziele heraus, sondern veröffentlichen auf deren Website auch die dazugehörige Begründung für Ihre Entscheidung. Diese Begründung kannst du lesen und gründlich hinterfragen. Machen seine Begründungen und Thesen für eine Aktie tatsächlich Sinn? Lag der Analyst auch in Vergangenheit oft richtig und kann eine gute Performance vorweisen?

Treffen beide Punkte zu, dann kann man dessen Meinung tatsächlich in die eigene Investmententscheidung miteinfließen lassen. Dennoch möchte ich nochmal ausdrücklich davor warnen, diese Meinungen der Analysten für bare Münze zu nehmen. Recherchiere grundsätzlich selbst, und mache dir immer deine eigenen Gedanken!

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Disclaimer

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