Veröffentlichungsdatum: 21.03.2025

Die Nike-Aktie hat in den letzten dreieinhalb Jahren eine schmerzhafte Reise hinter sich. Vom Höchststand im Jahr 2023 hat sie rund 60 % ihres Wertes eingebüßt, und die gestern Abend veröffentlichten Quartalszahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2025 (Q3 FY25) sollten endlich den langersehnten Wendepunkt markieren. Für einen kurzen Moment schien es, als könnten die Anleger aufatmen:
Nachbörslich kletterte der Kurs um 3 %, getragen von Zahlen, die die Erwartungen deutlich übertrafen. Doch die Euphorie währte nicht lange. Wenig später drehte die Aktie ins Minus und verlor rund 7 %, womit die Hoffnungen auf einen Turnaround erneut zunichtegemacht wurden. Was steckt hinter dieser Enttäuschung? Werfen wir einen Blick auf das Unternehmen und die jüngsten Entwicklungen.
Inhaltsverzeichnis
Herausforderung der letzten Monate
Trotz seiner starken Marktposition steht Nike seit geraumer Zeit unter Druck. Die Umsätze sind rückläufig, die Margen schrumpfen, und die Konkurrenz – etwa von aufstrebenden Marken wie Hoka oder etablierten Rivalen wie Adidas – macht dem Unternehmen das Leben schwer.
Besonders in Schlüsselmärkten wie Nordamerika und China hat Nike mit einem nachlassenden Konsumentenvertrauen zu kämpfen. Dazu kommen externe Faktoren wie drohende Handelszölle, die die Kosten erhöhen könnten, sowie ein überhitzter Wettbewerb im Einzelhandel. Unter dem neuen CEO Elliott Hill, der im Oktober 2024 die Führung übernahm, versucht Nike mit der „Win Now“-Strategie gegenzusteuern – ein Plan, der auf Innovation, Markenstärke und operatives Tempo setzt. Doch die Ergebnisse lassen bisher auf sich warten.
Gestrige Quartalszahlen vom 20.03.2025
Q3 FY25: Starke Zahlen, schwache Reaktion
Die gestern veröffentlichten Quartalszahlen boten zunächst Anlass zur Hoffnung. Nike übertraf die Schätzungen der Analysten deutlich:
- Bereinigter Gewinn je Aktie (EPS): 0,54 US-Dollar (Schätzung: 0,30 US-Dollar)
- Umsatz: 11,27 Milliarden US-Dollar (Schätzung: 11,01 Milliarden US-Dollar)
- Nettogewinn: 794 Millionen US-Dollar (Schätzung: 424,2 Millionen US-Dollar)
Diese Ergebnisse wurden durch Kostensenkungen und einen unerwartet niedrigen Steuersatz von 5,9 % (Vorjahr: 16,5 %) gestützt. Auch die Lagerbestände wurden um 2 % auf 7,5 Milliarden US-Dollar reduziert – ein Zeichen für eine bessere Bestandsverwaltung.
Dennoch bleibt die Bruttomarge mit 41,5 % ein Schwachpunkt, da sie im Vergleich zum Vorjahr um 330 Basispunkte gesunken ist, was auf höhere Marketingausgaben (+8 % auf 1,1 Milliarden US-Dollar) und einen intensiveren Preiskampf zurückzuführen ist.
Ein Blick auf die Segmentumsätze zeigt die Schattenpunkte ganz klar:
- Nike Direct: 4,7 Milliarden US-Dollar (-12 % zum Vorjahr)
- Großhandel: 6,2 Milliarden US-Dollar (-7 % zum Vorjahr)
- Converse: 405 Millionen US-Dollar (-18 % zum Vorjahr)
Auch regional gibt es keine Erholung: Nordamerika (-4 %), Europa, Naher Osten und Afrika (-10 %), Großchina (-17 %) sowie Asien-Pazifik und Lateinamerika (-11 %) verzeichneten allesamt Umsatzrückgänge. Für das zweite Halbjahr 2025 hält Nike an seiner Prognose fest, doch die Warnungen vor anhaltenden Umsatzschwächen und einem unsicheren Konsumklima überschatten die positiven Zahlen.
Management bleibt optimistisch
CEO Elliott Hill betonte in seiner ersten Quartalsmitteilung als Chef: „Die Fortschritte bei unseren ‚Win Now‘-Prioritäten bestärken uns in unserer Richtung.“ CFO Matthew Friend ergänzte: „Unsere Aussichten für das zweite Halbjahr bleiben konstant. Die Bedienung von Athleten durch Innovation und Markendynamik bleibt zentral.“ Zusätzlich unterstrich das Unternehmen sein Engagement für die Aktionäre mit einer Dividendenerhöhung um 6 % (594 Millionen US-Dollar) und Aktienrückkäufen in Höhe von 499 Millionen US-Dollar.
Warum fällt die Aktie trotzdem?
Trotz der überzeugenden Zahlen reagierte der Markt mit Skepsis. Der nachbörslich erlebte Absturz von +3 % auf -6 % spiegelt die Sorge wider, dass die kurzfristigen Erfolge – getrieben durch Einmaleffekte wie Steuervergünstigungen – die strukturellen Probleme nicht lösen. Die Umsatzrückgänge in allen wichtigen Märkten und Segmenten sowie die Warnung vor „Einnahmeschwierigkeiten“ im laufenden Quartal deuten darauf hin, dass Nike weiterhin mit einem schwachen Konsumentenvertrauen und einem harten Wettbewerbsumfeld zu kämpfen hat. Anleger scheinen die Geduld zu verlieren – selbst solide Zahlen reichen nicht aus, um den Glauben an eine baldige Erholung wiederherzustellen.
Reümee: Ein langer Weg zur Erholung
Nike bleibt ein Schwergewicht in der Sport- und Modewelt, doch die Aktie reflektiert derzeit mehr die Unsicherheiten als die Stärken des Unternehmens. Die Q3-Zahlen zeigen, dass das Management in der Lage ist, die Erwartungen zu übertreffen, doch der Markt verlangt mehr als kurzfristige Erfolge – er fordert eine klare Perspektive auf nachhaltiges Wachstum. Für Anleger stellt sich die Frage: Ist der aktuelle Kursverfall eine Kaufgelegenheit, oder bleibt Nike vorerst ein Fall für geduldige Optimisten? Die Antwort dürfte in den kommenden Monaten liegen, wenn sich zeigt, ob Elliott Hills „Win Now“-Strategie tatsächlich Früchte trägt. Bis dahin bleibt die Stimmung gedämpft – trotz aller sportlichen Ambitionen.

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